Fundgrube
Josef Peneder
Josef Peneder   Computererlebnisse Vorwort Mümmelnde   Greise   erinnern   sich   oft   noch   mit   glückstränenglänzenden   Augen   an frühkindliche   Begebenheiten:   die   erste   Ohrfeige,   der   erste   Schultag,   der   erste   Fünfer. Komisch,   daß   sich   sogenannte   Computer-Genies   niemals   an   ihre   ersten   Erfahrungen zurückerinnern.   Sie   scheinen   schon   immer   genial   gewesen   zu   sein   und   setzen   dies auch im Umgang mit ihren Mitmenschen voraus. Während   es   in   der   realen   Welt   noch   eine   handfeste   Hierarchie   gibt,   die   jedem   Bürger klar   zeigt,   daß   der   Kaiser   über   dem   König,   der   König   über   dem   Edelmann   steht,   so gibt   es   im   Umgang   mit   Computern   aus   der   Sicht   des   Laien   ausschließlich   Meister, deren     Erhabenheit     unfaßbar,     deren     Weisheit     unendlich     und     deren     Können unerschöpflich   ist.   Einzig   in   Megabyte,   Gigabyte,   Co-Processoren,   ATs,   XTs   oder Taktfrequenzen   liegt   die   Chance   einer   feinen   Nuancierung,   so   wie   man   Könige   einst an der Zahl und Größe der Diamanten ihrer Kronen sortieren konnte. Selbst   uns   Lehrern,   die   wir   gewohnt   sind,   in   allen   noch   so   ausweglosen   Situationen Selbstbewußtsein   und   Autorität   auszustrahlen,   verschlägt   es   mitunter   die   Sprache, wenn wir mit so einem computerisierten Megamenschen in Berührung kommen. Diese     Gelegenheit     ergibt     sich     bei     Einschulungs-,     Fortbildungs-,     Umbildungs, Ausbildungs-,         Einbildungs-,         Weiterbildungs-,         Meinungsbildungs-         und Einführungskursen,    welche    selbst    in    unserer    kursarmen    Zeit    angeboten    werden. Verständlich:     Kinder     sind     wertvoll,     Computer     aber     sind     teuer,     das     bedeutet Verantwortung.   Auf   die   dumme   Frage   eines   Schülers,   wozu   die   Computer   denn   da seien,   mußte   ich   mit   der   entwaffnenden   Wahrheit   antworten:"Haben   haben   wir   sie müssen,   jetzt   müssen   wir   etwas   damit   tun   lernen,   damit   wir   lange   etwas   davon lernen können." (Anmerkung: Auch im Original Hochsprache!) Da    ich    unlängst    Gelegenheit    hatte,    mich    in    Textverarbeitung    schulen    zu    lassen, schreibe    ich    heute    bereits    vom    erhabenen    Standpunkt    des    lebensbejahenden Computerpädagogen   zu   Ihnen   hinunter,   bedauernswerter   Leser   in   den   sumpfigen Niederungen   falsch   verstandener   Nostalgie,   der   Sie   diese   Zeilen   womöglich   noch nicht    einmal    am    Bildschirm    verfolgen,    sondern    händisch    die    auf    chloroformfrei gebleichtem   Papier   gedruckten   Seiten   dieses   Schrifttums   wenden,   das   durch   seine Millionenauflage      verantwortlich      ist      für      die      Schlägerung      einiger      Hektoliter Mühlviertler Regenwaldes. Daher auch mein Appell: Meistern wir gemeinsam die Zukunft! Seien wir jung!                    J.Peneder   Sandl, im Frühjahr Der richtige Umgang mit Computern Wir warteten auf den Beginn der Einschulung! Der   Mann,   der   eintrat,   war   zugleich   ein   Mahnmal   zur   Vorsicht!   Er   war   leichenblaß, groß    und    schlank,    dabei    verkrümmt    und    schwammig.    Sein    Haar    war    wirr,    die Kleidung    nachlässig,    eine    glimmende    Zigarette    hing    zwischen    den    verkniffenen Lippen.   Blick   und   Gruß   galt   den   Computern,   wobei   allerdings   sein   Blick   am   freien Schweifen    durch    eine    unvorstellbar    dicke    Brille    gehindert    wurde,    während    die Äuglein   dahinter   wie   kleine,   dunkle   Knöpfe   unruhig   hin-   und   herhuschten.   Eine nervöse   Dekadenz   ging   von   ihm   aus,   die   sich   noch   verstärkte,   als   ihm   klar   wurde, daß   er   es   mit   Anfängern   zu   tun   hatte.   Unwillkürlich   dachte   ich:   So   sieht   der   typische Computermensch    des    dritten    Jahrtausends    aus!    (Anmerkung:    Ein    rassistisches Vorurteil!)
Kaum   hatte   ich   nun   den   Kurs   absolviert,   rannte   ich   schon   ins   nächste   Geschäft,   um einen    Computer    zu    kaufen.    Ich    rannte,    um    nicht    die    eben    gelernten    Befehle    zu vergessen,    denn    wer    nicht    zu    befehlen    weiß,    der    kann    eine    Maschine    nicht beherrschen. Das   nächste   Geschäft   war   eine   Bäckerei,   weshalb   auch   die   Auswahl   an   Computern etwas    begrenzt    war.    Ich    entschied    mich    schließlich    für    den    gebrauchten    Home- Computer    des    jüngsten    Sohnes    der    zweiten    Frau    des    Bäckers,    um    keine    Zeit    zu verlieren.   Dazu   erhielt   ich,   im   Aufpreis   inbegriffen,   einige   Bananenschachteln   voll mit    Disketten,    zwei    Mäuse,    diverse    Kabel,    einen    abgebrochenen    Joystick,    eine Zahnklammer,   den   Rest   eines   Druckers,   Farbbänder,   ein   Multifunktionsdisplay,   ein Handbuch      "Der      Umgang      mit      galaktischen      Kommunikationssystemen",      drei Jahrgänge der Zeitschrift "Der Computerfreak" sowie eine frische Semmel. Zuhause   schob   ich   mit   einer   einzigen   weltmännischen   Gebärde   meine   Vergangenheit vom   Tisch   und   stellte   meinen   neuen   Freund   auf.   Wie   sich   gleich   herausstellte,   hatte ich     nicht     nur     die     Vergangenheit,     sondern     auch     die     Bananenschachteln     des freundlichen Bäckermeisters vom Tisch gewischt. Das   hätte   nicht   viel   ausgemacht,   hätte   ich   nicht   zum   Starten   mangels   einer   Festplatte eine   komische   Diskette   mit   der   Aufschrift   "Command   com"   gebraucht,   was   immer das bedeuten mag. Sogleich begann eine fieberhafte Suche. In   einem   Haufen   von   Disketten,   Compact-Discs,   Zetteln,   Büchern,   leeren   Flaschen und   Weihnachtspapier   fand   ich   schon   bald   die   geheimnisvolle   Scheibe.   Dann   richtete sich   mein   Augenmerk   auf   die   Suche   nach   Disketten   namens   "WURKS",   das   ist   jenes vielgepriesene   Textverarbeitungsprogramm,   mit   dem   man   Texte   nur   so   verarbeiten kann. Den    ersten    Teil    konnte    ich    nahezu    unversehrt    unter    einer    leicht    schimmligen Wurstsemmel   herausziehen,   die   ich   letzte   Woche   irgendwie   verloren   haben   mußte. Der   Rest   lag   beim   Ofen   und   hatte   ein   paar   Wellen   geschlagen,   wie   wir   Seefahrer sagen. Nach    vorsichtiger    Reinigung    mit    einem    milden    Chromputzmittel    steckte    ich    alle Disketten   ins   Laufwerk   und   startete.   Dann   fiel   mir   ein,   daß   noch   Wasser   in   den Disketten   sein   könnte,   da   ich   diese   ja   mit   heißer   Lauge   und   einem   Drahtschwamm nachgespült hatte. Tatsächlich   begann   der   Computer   eigenartig   zu   zischen,   und   der   Bildschirm   flackerte in Rosa und Blau. Erfreut   über   den   unerwartet   raschen   Erfolg   wollte   ich   eben      -   bildlich   gesprochen   - die   Seite   mit   der   Textverarbeitung   aufschlagen,   als   mich   ein   Laugenspritzer   aus   dem Laufwerk   direkt   ins   Auge   traf.   Empört   riß   ich   blitzschnell   den   Sicherungshebel   ab, und   ehe   die   verduzte   Maschine   noch   wußte,   wie   ihr   geschah,   hatte   ich   einen   großen, kräftigen    Schraubenzieher    gepackt    und    direkt    in    medias    res    gestoßen,    wie    die Franzosen zu sagen pflegen. Ich   hatte   allerdings   nicht   mit   der   Durchtriebenheit   des   Computers   gerechnet,   der, schon ersterbend, zu einem letzten, fürchterlichen Gegenschlag ausholte. Ich   wurde   wie   von   einer   riesigen   Faust   zurückgeschleudert,   während   Funken   und kleine   Rauchwolken   aus   der   Einstichstelle   drangen.   Gleichzeitig   erlosch   nicht   nur   der Bildschirm,   sondern   auch   sämtliche   Lichter   im   Haus.   Lediglich   kleine,   blaugrüne Flämmchen erhellten gespenstisch die Szenerie. Seit   damals   habe   ich,   wie   man   verstehen   wird,   ein   gesundes   Mißtrauen   gegenüber     Textverarbeitungsprogrammen    und    Computern.    Dies    bereitet    mir    jedoch    wenig Kummer, da ich eigentlich keinen Computer mehr besitze. Den   lebensrettenden   Schraubenzieher   aber   trage   ich   auch   in   der   Schule   stets   bei   mir, um    meine    Schüler    jederzeit    vor    den    Gefahren    der    fragwürdigen    Technologie    des ausklingenden 20. Jahrhunderts beschützen zu können.
Die folgende Begebenheit trug sich vor 1991 zu, also zu Zeiten, als Computer noch mit Startdisketten und CGA-Monitoren liefen. Die “alte Rechtschreibung” wurde beibehalten, um den antiquierten Charakter der Erzählung zu untermauern!
Pensionsgedanken im Winter Die Liftbesitzersgattin und der Wirt, die klagen heuer wieder um die Wette, weils mit dem Winter offenbar nichts wird, wo jeder doch viel Schnee gern hätte. Der Josef aber lacht ins Fäustchen sich, frohlockt erquickt vorm Haus im Sonnenschein, er braucht den nebelgrauen Winter nicht, nur würd er gern in Pension schon sein. Die morschen Knochen und der schwere Bauch, die hindern schon geraume Zeit das Tun; und fortgeschrittnes Alter hätt er auch um würdevoll im Altersheim zu ruhn.
English Poem  One of the worst days in my life was when I had to take a knife and kill my lovely drunken wife number five!
Pension I sitz daham und dram in gaunzn Tog von da Pension. Weil do kunnt i daun in gaunzn Tog daham sitzn und draman...
Rede anlässlich des Geburtstages von Mag. Hans P. am 10. 6. 2007 Seit   dem   10.   Juni   1961   gab   es   eine   Reihe   bemerkenswerter   Ereignisse   im   Leben   des   Geburtstagskindes,   die wie    traumatische    Inseln    aus    dem    ansonsten    so    unendlich    gleichförmig    erscheinenden    und    doch    so unerbittlich   rasch   vorüberziehenden   Meer   des   Alltäglichen   ragen.   Diese   stichprobenartig   zu   beleuchten   ist mein heutiges Ansinnen. Der Jubilar hatte offensichtlich eine schwere Kindheit. Ins   Bewusstsein   der   Familie   und   des   Vortragenden   ist   er   vorzugsweise   durch   sein   hartnäckiges   „Ööööl“- Geschrei sowie eine dazu passende Grünverfärbung seitlich der Nasenflügel gerückt. Weitere    Vorkommnisse    aus    der    Vorschulzeit    wie    etwa    Fallenlassen    vom    Wickeltisch,    Züchtigungen vermittels   Spanischem   Stocke   oder   Handschlag   sollen   wegen   der   Anwesenheit   der   Kindsmutter   hier   und heute etwas hintangehalten werden. Erwähnenswert    ist    allerdings,    dass    ein    Verkehrszeichen    nahe    der    Harrachstraße    noch    jahrelang    tiefe Kratzspuren    verzweifelter    Kinderhände    trug,    als    der    kleine    Hansi    gewaltsam    in    den    Kindergarten eingezogen wurde. Geschichtlich   erstmals   erwähnt   wurde   das   Geburtstagskind   um   etwa   1969   n.   Chr.,   als   er   sich   überraschend als   Mitglied   der   gefürchteten   Fischerbande   outete,   die   damals   den   bis   heute   bestehenden,   schlechten   Ruf des Neustadtviertels begründete. Entgegen   allen   Erwartungen   verlief   die   weitere   Schullaufbahn   sowohl   im   Akademischen   als   auch   im   Borg weitgehend unauffällig; Mitschülern und Professoren war er als „der Bruder vom P.“ bekannt. Einer   alten   Familientradition   folgend   ließ   es   sich   die   Mutter   des   Jubilars   nicht   nehmen,   anlässlich   einer offensichtlich   übertrieben   strengen   Beurteilung   im   Fach   Latein   zur   betroffenen   Professorin   „weinen“   zu gehen, worauf diese um ihre sofortige Pensionierung ersuchte. Just    in    dieser    Zeit    beschloss    der    heute    Gefeierte,    sich    fortan    der    Aufnahme    tierischer    Nahrung    zu enthalten.   In   der   elterlichen   Küche   brach   darob   der   kalte   Krieg   aus,   und   die   ohnehin   durch   die   Lektüre von   Gesundheitszeitschriften   wie   DM-Test   schwer   beeinträchtigte   alte   Mutter   musste   fortan   das   Fleisch heimlich und in pulverisierter Form dem Gemüse beimengen. Das    wachsende    häusliche    Misstrauen    und    ein    latentes    Klaviertrauma    trieben    den    frisch    gebackenen Maturanten     zum     Studium     ins     ferne     Salzburg,     wo     er     sich     neben     der     Musik     auch     zunehmend philosophischen und literarischen Kreisen annäherte. Eines    Tages    vertraute    er    seinem    Bruder    an,    er    habe    „die    große    Liebe    seines    Lebens    gefunden“;    im anschließenden   Verhör   kamen   verwirrende   Verflechtungen   mit   Gmunden,   Ebensee,   einem   Grafen,   der sich    selbst    Professor    nannte,    einem    Herrn    M.,    einem    Thomas    Bernhard    und    anderen    obskuren Persönlichkeiten   zutage,   die   in   dem   Geständnis   gipfelten,   dass   die   Betreffende   Eva   heiße,   aus   Pfarrkirchen (wenigstens   nicht   aus   Lembach)   abstämmig   sei   und   unter   allen   Umständen   der   Großmutter   verheimlicht werden müsse. Kaum   hatte   der   Jubilar   erfahren,   dass   ihm   die   Freude   der   Vaterschaft   für   immer   versagt   bliebe,   wurde   er auch    schon    Vater    eines    schwächlichen,    blassen    Knaben    namens    Martinili,    dem    er    seine    väterlichen Lebensweisheiten so lange einbläute, bis derselbe nach Finnland emigrierte. Während   der   Ableistung   seines   Probejahres   als   frischgebackener   Magister   an   einer   Linzer   Mittelschule erkannte   unser   Johann   schnell,   dass   er   für   die   Arbeit   nicht   so   recht   geschaffen   war;   als   er   durch   den Einsatz     damals     noch     utopischer     Mittel     –     Videoüberwachung     beim     Musiktest     –     auch     noch     den Schulsprecher   gegen   sich   aufbrachte,   trat   er   augenblicklich   in   der   Linzer   Musikschule   seinen   Dienst   als Klavierlehrer an, wo er bis zum heutigen Tag in einer Art Vorruhestand seiner Pensionierung harrt. Als   körperlichen   Ausgleich   zu   seiner   doch   eher   sitzend   ausgeübten   Musikpädagogentätigkeit   wandte   er sich   mehr   und   mehr   dem   Schachsport   zu,   und   ist   heute   bei   Vereinsturnieren   aus   der   stickig-rauchigen Wirtshausluft kaum mehr wegzudenken. Doch   auch   die   prickelnde   Spannung   des   Schachspiels,   das   stundenlange   Warten   auf   den   Zug   des   Gegners, füllte   seine   Tatkraft   nicht   restlos   aus.   So   schaffte   er   sich   in   den   letzten   Jahren   ein   weiteres   Standbein   in der   Landwirtschaft.   Da   sich   der   vom   Schachspiel   krumme   Rücken   vorzüglich   zur   Pflanzung   von   Kartoffeln eignet,    konnte    er    auch    auf    diesem    Sektor    in    kurzer    Zeit    Erfolge    verbuchen.    Durch    umfangreiche Rodungsmaßnahmen   auf   seiner   „Maderleithen“   ist   es   ihm   heute   möglich,   seine   alte   Mutter   mit   Brennholz und Heu zu versorgen. In   all   diesen   zum   Teil   schwierigen   mannigfachen   Lebensstationen   stand   dem   Geburtstagskind   sein   großer Bruder    im    Weg     zur    Seite,    sei    es    als    Schach-    und    Tischtennistrainer,    einer,    der    sich    Klavierstücke vorspielen   ließ,   ihn   (fast)   von   seiner   Hundeangst   geheilt,   ihn   auf   Auslandsreisen   begleitet   und   kulinarisch beraten   hat   (Krebslutscher),   und   der   durch   seine   bloße   Anwesenheit   dazu   beiträgt,   dass   der   Jubilar   heute einen   Zustand   innerer   Zufriedenheit   und   charakterlicher   Ausgeglichenheit   erreicht   hat,   den   man   dem übellaunigen,   "Ööööl"   brüllenden,   dickköpfigen   pummeligen   Kleinkind,   das   er   vor   40   Jahren   war,   niemals zugetraut hätte. Auf ihn wollen wir nun unsere Gläser erheben und ergriffen aussprechen: Der Bruder vom P. – er lebe hoch!
Josef Peneder Lobhymnus auf die alte Mutter Es hat an unserm Mütterlein genagt der Zahn der Zeit, und schweren Schritts geht sie einher in ihrem alten Kleid. Doch schleppt der dicke Josef sich mit ihr in die Taverne, dann wirkt sie richtig jugendlich und schlank, so aus der Ferne.
Johanns Geburtstagswimmerl Mit 45 ist Hans froh, ist's nur ein Wimmerl am Popo. Zur Sicherheit zum Arzt er eilt, wo er so manche Stunde weilt. In der Apotheke holt er schließlich nach langem Warten, ganz verdrießlich ein Döschen Salbe, läuft nach Haus und zieht sich gleich die Hose aus. Sodann, ganz still und ohne Zeugen, tut er sich weit nach vorne beugen, öffnet die Dose - doch, oh Graus, die Salbe fließt wie Milch heraus. Der schöne Teppich ist versaut, dem Hans Wut aus dem Auge schaut. Er läuft zurück zu reklamieren, er merkt nicht, wie die Leute stieren, den Tiegel haut er auf den Tresen und schreit: "Das ist ja Milch gewesen!" Frau Apotheker meint jedoch: "Ziehn Sie sich erst die Hose hoch!"
Banananschnittn Wirtshaustisch, nach dem Hauptgang. Frau Dr. Alice P., 83, winkt der Kellnerin: "Wos gibts denn für Möhspeisn?" "Woatn'S, do muaß i erst frogn...." Kellnerin verschwindet in der Küche, erscheint wieder: "Banananschnittn und Eialikörschnittn." "Wos?" "Banananschnittn und Eialikörschnittn." "Wos?" Josef P. mischt sich ein: "Du musst dein Hörgerät lauter stellen!" "Wos?" Josef P., laut: "Du musst dein Hörgerät lauter stellen!" Dr. Alice P., verärgert: "I hea eh ois. Sei froh, waunst du in den Oita no so vü heast! Wos gibts?" "Banananschnittn und Eialikörschnittn." "Jo, a Eialikörschnittn." Zu Josef P. gewandt: "I hea eh ois. Nua do herinn, wauns so laut is, do kaunst jedn frogn, des hot an Hoi!" Josef P., müde: "...an wos?" "An Hoi - einen Hall!" "Aso." Die Mehlspeise wird seviert. Frau Dr. P.: "Schaut guat aus, die Eialikörschnittn." Zu Ulrike P.: "Schau, do, iss mit..." Ulrike P.: "Na, iss du..." "Kost wenigstns." (Kostet) "Jo, is eh guat. I het an Gusta auf a Banananschnittn." Josef P., jovial: "No bestöst da hoit a Banananschnittn." Ulrike P. zur Kellnerin: "GehnS, kunnt i no a Banananschnittn hom? A Eialikörschnittn homma scho..." Kellnerin: "Jo freilich, a Banananschnittn no." Ulrike P.: "I mog Bananan." Frau Dr. P. zu Ulrike P.: "Mogst da ned a Banananschnittn bestön?" Ulrike P.: "I hob ma eh grod ane bestöd." Frau Dr. P., hartnäckig: "Oda vielleicht a Eialikörschnittn?" Kellnerin: "So, die Banananschnittn..." Frau Dr. P., erstaunt: "Aso, host da leicht a a Eialikörschnittn bestöd?" Ulrike P. zu Frau Dr. P.: "Na, a Banananschnittn! Mogst mitessn?" Frau Dr. P. entsetzt: "Na, i hob jo die Eialikörschnittn do." Kellnerin, zu Josef P.: "Deafs fia Ihna a wos sein? Banananschnittn hätt ma, und Eialikörschnittn!" Josef P., müde: "Na, an Schnopps!"
Kurzer Dialog mit Jannis A., Tavernenwirt auf Samothraki, betreffend das Vorhandensein eines Bankomaten in dem samothrakitischen Ort Therma Sag, Janni, gibts in Therma einen Bankomaten? Nein, gibts nedd! Weißt du, was das ist, ein Bankomat? Nein, weiß i nedd!
Das   Textarchiv
Texte aus fünf Jahrzehnten
© Josef Peneder 2016   Version 3.0  /  27.11.2023
Hansens Namen (von Joseph P. Neder) Dermaleinst vor vielen Johren ward ein Hänselchen geboren. (Die Mutter zog ihn fest an den Ohren!) Später hieß er "Hansi" dann, manchmal auch "der Hansenmann". (Der Vater schlug ihn ab und an.) "Van der Hansen oder auch "dicker Johann, weg'n dem Bauch. (Strenge Erziehung war damals halt Brauch.) Als er vom Fleischessen die Finger ließ, der Hansi fortan auch "Krebslutscher" hieß. (Die Mutter ihn einst vom Wickeltisch stieß!) In der Schule kannte jeder ihn als "Bruder vom P. Neder". (Seine Arschhaut war wie Leder.) Vom Nachhilfelehrer als "Meister", "Mister" benannt, wurd' er schließlich Magister. (Von der Wickeltischsache traumatisiert noch ist er.)
Geburtstagsgedicht Eine   liebgewonnene   Familientradition   gebietet,   dass   zu      Geburtstagen   nicht   nur   der   Jubilar   in   würdiger   Reimform   geehrt   wird,   sondern   bei   dieser   Gelegenheit   auch immer die harten frühkindlichen Erziehungsmaßnahmen aufgezeigt werden, die schließlich den Jubilar zu einem Gutteil zu dem werden ließen, was er heute ist. Um   dabei   die   hier   anwesende   alte   Kindsmutter   nicht   unnötig   zu   erzürnen,   wurden   die   brisanten   Textstellen   jeweils   höchst   kunstvoll   in   die   dritte   Zeile   einer   jeden Strophe gepackt und sind dieselben mit gedämpfter Stimme vorzutragen. Für die dreimalige Verwendung des Wortes "Arsch" möchte ich mich vorab entschuldigen! Die Reimform ist AAA, BBB... Die Schlussstrophe tanzt aus der Reihe.
Heut nennt man ihn einen Musikpädagogen, und ist ja wirklich nicht gelogen. (Hätt' ihn die Mutter nicht so oft an den Ohren gezogen.) Sein Sohn gelegentlich "Papa" sagt, wie seine Frau ihn nennt, hat er nie zu erzählen gewagt. (Nachts träumt er noch immer, dass man ihn schlagt!) Das waren Zeiten! Nun wartet er, dass man ihn nennt "Herr Pensionär". (Wenn doch der Lederarsch nicht wär!) Zur Feier wir heute beisammen sind, drum nennen wir ihn "Geburtstagskind". (Weit trug einst das Schmerzgeheul der Wind.) Lieber Bruder, verdräng die harte Kinderzeit nicht, sonst kriegst du Psychosen und Rheuma und Gicht! (Und der Lederarsch vergeht trotzdem nicht!) Zum Schluss man mich noch schnell sagen lässt einen Trost, der dich heut etwas auferbaut: Wir alle wurden früher gehaut! (Nur nicht so fest!)
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froge wanna sanna mira torten umna zene umanaund unda waunna miassma forten umma hoiba ollahaund wossa tuana mia leicht dauna a mia bsuachns ollas kloa isa jedsmoi a disasta wastas no im vuogn joa do homs gstrittn de zwa trottln hom se gfezt, heast bis aufs bluad unda mia inda mittn moanast  des get heia guat
Linz.     Dem     Klavierpädagogen     Hans     P.     (59) reicht   es:   "Ich   habe   nicht   jahrelang   studiert   und jahrzehntelang       geübt,       um       jetzt       in       der sogenannten      Corona-Krise      per      WhatsApp irgendwelche    Noten    und    Misstöne    hin-    und herzuschicken",   klagt   er   der   Bedeutungslosen Allgemeinen     sein    Leid.    "Mein    Reich    ist    die muffige   Kammer   im   Brunnerstift,   ein   erlesener Konzertflügel    und    einigermaßen    brauchbares Schülermaterial",   sinniert   er   weiter,   der   Klang mache schließlich die Musik. Glücklicherweise    sehen    das    auch    viele    Eltern so.   "Nicht   jetzt   auch   das   noch",   stöhnen   sie   mit Blick   auf   die   skurrilen   Auswüchse   des   Online- Learnings      im      schulischen      Bereich.      "Viele Lehrkräfte   überhäufen   derzeit   die   Kinder   mit Übungsmaterial   und   erwarten,   dass   alles   sofort erledigt   und   zurückgesendet   wird.   Da   sind   wir froh,     dass     Herr     Magister     P.     es     ein     wenig salopper   angeht.   Er   rät   uns,   die   Kleinen   einmal täglich für fünf Minuten ans Klavier zu setzen." "Ja,   das   ist   pädagogisch   wertvoll",   lächelt   Hans P.   verträumt.   "Wo   kein   Klavier   vorhanden   ist, empfehle   ich,   eine   Tastatur   an   den   Rand   des Küchentisches   zu   malen",   erklärt   er.   Er   selbst habe    sich    so    bereits    im    Volksschulalter    die anspruchsvollen         Etüden         von         Richard Clayderman angeeignet, ganz ohne Corona. Doch   Herr   Magister   P.   traut   der   momentanen Situation    auch    aus    anderen    Gründen    nicht. "Ein    ehrgeiziger,    abgehobener    Direktor    und unzureichendes,   unerquickliches   Equipment   im Online-Bereich         lassen         einfach         keinen künstlerischen     Spielraum     zu.     Ich     überlege daher   ernsthaft,   auf   Gitarrist   umzusatteln   und eine    eigene    Heavy-Metal-Band    zu    gründen," ereifert   er   sich.   "Bei   meinem   Talent   und   Fleiß wird    die    Fachwelt    schon    in    dreißig,    vierzig Jahren      aufhorchen",      schmiedet      P.      weiter
Zukunftspläne.     "Die     Gitarre     borge     ich     mir einstweilen von meinem lieben Bruder aus." Wir   von   der   Redaktion   wünschen   Herrn   Mag.   P. jedenfalls      alles      Gute      auf      seinem      neuen Lebensweg! Mag.   Hans   P.   mit   der   brüderlichen   Gitarre   auf   dem   Weg   zu seiner Zweitkarriere als gefeierter Heavy-Metal-Musiker
Genervter Klavierlehrer erwägt Umstieg auf Heavy-Metal-Gitarrist